Oh je! Ein toter Punkt!

Kleine Veränderung der Ausrichtung dieses Blog, diesmal in Richtung Genealogie. “Wie ich einen toten Punkt überwinden konnte…”

Es begann damit, dass ich im Rahmen der Familienforschung von den Kindern zu den Eltern ins Waldeck kam, und zwar ins Dorf Heringhausen, welches damals (und wahrscheinlich auch heute) kaum mehr als ca. 200 Bewohner umfasste, wie die meisten Dörfer in der Umgebung.

Und bevor ich mit dem Forschungsweg starte, macht es wahrscheinlich Sinn, dass ich kurz die Kirchspiele darstelle, da dies im weiteren Verlauf eine erhebliche Rolle spielen wird:

Die Kirchspiele sind insofern relevant, da sie gerade, trotz gewisser räumlicher Nähe, verwandtschaftliche Verhältnisse vermeintlich trennen.
In Heringhausen (blau) findet man demnach in den Kirchenbüchern die kirchlichen Ereignisse Taufe, Konfirmation, Heirat und Begräbnis von Heringhausen, Stormbruch und Ottlar bis zum Jahr 1832.
In Adorf (grün) die entsprechenden Ereignisse von Adorf, Giebringhausen, Wirmighausen, Rhenegge, Sudeck und Benkhausen bis zum Jahr 1832.
Schweinsbühl und Flechtdorf (rot) sind nach 1725 unterschiedliche Kirchspiele, im betrachteten Zeitraum jedoch gemeinsam administriert. Leider weisen aus diesem Grund die Kirchenbücher beider Orte auch ähnlich große Lücken auf.
Die Kirchspiele sind alle protestantisch, und das Heringhausener Kirchspiel grenzt im Norden direkt an katholisches Gebiet. Ein Austausch im Sinne von Heiraten über diese Grenze hinweg findet über die Jahrhunderte hinweg praktisch nicht statt. Ebenfalls gemein haben diese Kirchenbücher, dass es keinerlei Register gibt. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als Seite für Seite durchzugehen.
TATSÄCHLICH gibt es jedoch für alle diese Gemeinden, außer Heringhausen, Ortssippenbücher! Welche aber alle längst vergriffen sind, und mir zum Zeitpunkt der Forschung nicht vorlagen. Im Nachgang hat sich das unter Umständen als Glücksfall herausgestellt, da ich alle Angaben “zu Fuß” erarbeiten/verifizieren mußte, anstatt mich auf die vermeintliche Sicherheit entsprechender OSBs zu verlassen.

Aber, um zurück zum Thema der Arnolds zu kommen: Man hangelte sich von Kindern zu Eltern und meine letzte/früheste Erkenntnis war demzufolge die Geburt des Johannes Arnold im Jahre 1740 im Kirchspiel Heringhausen:



Etwas eckig zu lesen. Nach Murphy’s Law ist der Eintrag natürlich ans Ende der Seite gequetscht, und mit Tintenflecken durchsetzt. Aber wir sprechen über den 15. post Trinitatis 1740, weit entfernt von der kalendarischen Zeitenwende Julianisch/Gregorianisch, insofern fand die Taufe wohl am 25.9.1740 in Heringhausen statt. Und uns wird gesagt, dass der Vater Johann Jürgen Arnold ist.

Nun gut, wir kennen das alle: Wir hangeln uns von Kindern zu Eltern, und suchen uns zeitnah die entsprechende Trauung. Und anschließend die entsprechende Geburt des, in diesem Fall Johann Jürgen Arnold, Bräutigams. Das heißt: Die Trauung wird also im Bereich 1720-1740 gewesen sein, die Taufe dementsprechend im Bereich 1700-1720.

Das funktionierte in diesem Fall allerdings NICHT.

Ein Johann Jürgen Arnold wurde NICHT in Heringhausen getauft und auch nicht konfirmiert. Und auch eine Heirat ist in den Kirchenbüchern von Heringhausen nicht zu finden.

Nun gut, dann müssen wir erstmal den beschwerlicheren Weg gehen, und nach dem Begräbniseintrag suchen in der Hoffnung, dass dort eine Ortsangabe zur Taufe/Geburt vermerkt ist. Beschwerlich, da das Begräbnis nach hinten quasi offen ist. Es kann irgendwann zwischen 1739 und ca. 1810 gewesen sein. Also 70 Jahre, die es durchzugehen erfordert, statt jeweiliger 20 Jahre für Taufe und Heirat.

Zunächst fand ich aber keinen Begräbniseintrag für einen Johann Jürgen Arnold. Allerdings hatte ich, was sich in der gesamten Forschung als essentiell herausstellte, mir angewöhnt, ALLE Namensträger des Familiennamens Arnold zu notieren. Und da gab es einen Begräbniseintrag eines Johann GEORG Arnold. Irgendwann machte es bei mir <klick> und ich verstand, dass der eine Pastor die DEUTSCHEN Namen notierte, und der andere Pastor die LATEINISCHE/GRIECHISCHE Form (Erkennbar auch an der unterschiedlichen Schrift des vorhergehenden Taufeintrages, und des folgenden Begräbniseintrages).

Der Johann Jürgen war mit dem Johann Georg identisch!

Die Freude währte allerdings nur kurz, da es keinerlei Angaben zum Geburtsort gab.

Am 19. September (!) 1770 wird also “der alte Schäffer” Georg Arnold begraben. 64 Jahre alt, also um 1706 geboren. Wo er geboren/getauft wurde, erfahren wir leider nicht.

Und nur wenige Wochen später seine Frau, Anna Elisabeth, verwitwete Arnold.

Am 12. Dezember (!) 1770 stirbt diese, mit einem daraus errechneten Geburtsdatum 28.9.1702. Auch hier ist der Geburtsort unbekannt, als auch der “Mädchenname” der Witwe. Da wir auch keinen Heiratseintrag haben, ist uns ihre Herkunft abgesehen von einem errechneten Geburtsdatum praktisch komplett unbekannt.

Oh je, der berühmt, berüchtigte “Tote Punkt”. Auf beiden Seiten. Weder die Herkunft des Vaters, noch der Mutter, scheint erschließbar. Doch wir werden beides herausfinden! To be continued… Weiter geht es hier: https://webforscher.wordpress.com/2022/12/13/du-must-tiefer-graben/

Kleine Anekdote am Rande: Wie sich später im Rahmen meiner Forschung herausstellen sollte, sind die am Ende aufgeführten Begräbniseinträge vom Pastor Frantz Wolrad Schultze erfolgt, welcher ein direkter Vorfahr von mir ist!

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